Mittwoch, 12. August 2015

Versailles

Versailles … ein in Stein gemeißelter Anspruch. Das Programm:
Alles für die Ehre Frankreichs.


Das Zentrum der Macht, von dessen Mitte aus der „Sonnenkönig“ sein Reich regiert – und diese Mitte ist das Schlafzimmer des Königs .

Um ihn versammelt der Adel. Ein entmachteter Adel, der während des Aufstandes der Fronde in einem verzweifelten Akt zwischen 1648 und 1653, seine Stellung zu behaupten, versucht hatte.
Gescheitert  umgibt er nunmehr den König. Folgt dem Hofzeremoniell; assistiert dem König beim Aufstehen und zu Bett gehen. Die größte Schande ist der Satz des Monarchen: „Ich kenne ihn nicht.“
Heute noch kann man die Gefühle der Zeit verstehen, wenn man auf das Schloss zufährt. Riesig, majestätisch liegt das Gebäude vor einem. Ein Gebäude, das nur von einer Kamera mit Panoramafunktion überhaupt zu fassen ist.
Wenn man ein solches Gebäude fassen kann.




Natürlich habe ich den Fehler gemacht, den viele machen, wenn sie Versailles besuchen: Ich war im Sommer da.


Mal abgesehen davon, dass meine damalige Kamera nicht unbedingt die beste war und es einfach notwendig ist nochmals neue Fotos zu machen, so muss ich auch aus einem ganz anderen Grund dorthin: Ich möchte Versailles mit etwas weniger Menschen erleben, das Schloss stärker auf mich wirken lassen. Ein Besuch im Herbst oder Winter steht deshalb noch auf dem Programm, auch wenn man dann die schöne Gartenanlage nur bedingt genießen kann.
Aus einem kleinen Jagdhaus entstanden, ließ bereits Ludwig XIII., der Vater des Sonnenkönigs, das Schloss zu einer Dreiflügelanlage im Stil des Frühbarock umbauen. Dieses frühe Schloss bildet immer noch den Kern von Versailles, der sich um den Marmorhof herum gruppiert. Man kann hier von der baulichen Mitte der Anlage sprechen.


Dieses ehemalige Schloss wurde nun während der Regierungszeit Ludwigs XIV. erweitert, vergrößert, neu konzipiert und neu definiert, bis es Silhouette bekam, die wir noch heute bewundern können.
Aufgrund der Bedeutung dieses Schlosses auch für den Schlossbau der verschiedenen Landesherrschaften im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, stelle ich diese Bilder an den Anfang meiner kleinen Ausflugsreise.
Natürlich beginnt der Barock nicht mit Ludwig, er endet auch nicht mit ihm. In der Regierungszeit des Sonnenkönigs hat er allerdings seine Mitte und seine stärkste Ausprägung gefunden.
Wie ist der Aufbau des Schlosses: Geht man auf das Schloss zu, sieht man zunächst seitlich die Ministerflügel, die den Ministerhof begrenzen. Der Ministerhof mündet in den Königshof, von dem aus der Nord- bzw. der Südflügel  seitlich abgehen. Der Königshof mündet dann in den Marmorhof, um den sich das Corps de Logis der Dufourflügel sowie der Gabrielflügel in umgekehrter U-Form herum gruppieren.
Auffällig für den Besucher ist die Schlosskapelle auf der rechten Seite, wenn man von der Stadt aus kommt. Diese begrenzt quasi den Nordflügel und fällt durch Ihre Dachform auf. Hier wird die gerade Linie des Schlosses in der Optik etwas unterbrochen, weil das Dach an dieser Stelle überhöht ist.





Die Rückseite des Schlosses wirkt in Ihrer Form geschlossener. Das vorspringende Corps de Logis, links der Nordflügel, rechts der Südflügel.








Je nach Standpunkt des Betrachters kann man auch hier über dem Nordflügel noch das Dach der Kapelle erfassen, es wirkt allerdings nicht als Bruch.
Der Garten ist dann ja ein Paradies für sich mit den Skulpturen, den Brunnen, dem großen Kanal, den in Form gebrachten Hecken, Bäumen und Pflanzen.










Nicht zu vergessen die Schlösser im Garten: Die beiden Trianonschlösser und der Weiler der Königin.






Eine phantastische Gesamtanlage.
Ohne Zweifel ein beeindruckendes Schloss.
Na jedenfalls kamen wir damals da an und sahen nur auf Massen von Menschen. Typischer französischer Verkehr, leichtes bis mittelschweres Gehupe.
Zum Glück hatte ich in einer Tiefgarage Platz gefunden. Geiziger Mensch, der ich ja im Normalfall bin, war es mir diesmal völlig Latte, wie teuer das war. Hauptsache ein Parkplatz.
Na zumindest war ich so clever gewesen nicht an einem Wochenende dahin zu fahren. Immerhin.
Die Organisation im Schloß ist natürlich perfekt. Man stellt sich brav in die Besucherreihe, organisiert sich sein Besucherticket, schnappt sich den Audioguide und ab die Lutzi.
So; und jetzt schon mal das absolute Highlight. Du kannst fotografieren was Dein Herz begehrt. Na, o.k. Auch hier sollte man nicht über Absperrungen klettern oder sich in Bereiche begeben, die gesperrt sind. So ein Typ bin ich auch nicht.
Aber ansonsten. Egal. Einfach loslegen.
Warum schreibe ich das so ???
WEIL ES MICH IN DEUTSCHLAND NERVT !!!!!!
NERVT !!!!! NERVT !!!!! UND NOCHMALS NERVT !!!!!
Insbesonders meine Freunde der bayrischen Schlösserverwaltung, die ja immer noch  krampfhaft am Fotografierverbot festhalten, zumindest bei den Schlössern von meinem Kini.
Am generellen Fotografierverbot.
Jawoll. Ja.
Vielleicht, ja vielleicht, verirrt sich ja mal einer der Offiziellen auf diese meine kleine Fotoseite. Dann dazu folgendes:
1) NEIN. Niemand kauft mehr Fotobände, wenn er nicht selbst fotografieren kann. Blödsinn!!! Erst recht nicht in Zeiten des Internets, wo Du die ultimativsten Bildbände sogar gebraucht für einen Appel und Ei ergattern kannst. Heißt: Museen machen da nicht mehr Umsätze.
2) Überteuerte oder schlecht sortierte Museumsshops laden auch nicht zum Bummeln ein. Wie wäre es denn mit einem Handyverbot in Museumsshops meine Herren, damit man die überteuerten Preise nicht checken kann? Das ist doch eine Idee, oder ??? Noch nicht drauf gekommen. Ohhhhhhhhh. Jetzt wissen Sie es ja .
3) Schon mal etwas vom eigenen Moment gehört, den man festhalten will? Schon man was davon gehört, dass WIR lästige Touristen uns in IHREN Schlössern wohlfühlen und deshalb einfach fotografieren wollen.

Genau wie in Frankreich, denn …

… mal ehrlich.

Da bist Du in der Urmutter der Barockschlösser, guckst durch die Linse, erhaschst den Gobelin von 1664, drückst ab, Du hast Orientierungslicht, Vorblitz und Blitz an. Interessiert es in Frankreich. Nö. Niemand interessiert es.
Peinlich berührt machst Du natürlich die ganze Blitzorgie aus, weil man sie ja auch nicht braucht.
Na und in Versailles ist alles original. Da war im Weltkrieg Zwo nichts kaputt. Na klar haben die revolutionären Franzosen tüchtig geplündert, so dass nicht mehr ALLES da ist. Aber wirklich genug.
Na und in Deutschland, Bayern, stehst Du dann in der Kopie.
Auf Herrenchiemsee.
EINE KOPIE!!!! Weil der Kini Spaß dran hatte.
Spaß, meine Damen und Herren von der Museumsleitung.
Der Kini hatte Spaß, warum dann nicht ich, sein Fan !!!!
Aus Versehen – ja aus Versehen !!!!!! – komme ich nach dem Treppenhaus - ab hier herrscht dann ABSOLUTES FOTOGRAFIERVERBOOOOOOOOOOOOOTTTTT, ZUWIDERHANDFLUNGEN WÄÄÄÄÄÄÄRDEN BESTRAFT !!!!!! - aus Versehen auf den Auslöseknopf meiner Spiegelreflexkamera. Ich hatte die vor dem Bauch baumeln und meine Hände darauf abgestürzt. Die Führung ist mit Ihrem Vortrag zu Ende, es kehrt Ruhe ein und man hört ein lautes mechanisches KLACK-KLACK, meiner Spiegelreflex.
Wenn Blicke töten könnten.
Ich lächle verschämt, die Führung hasst mich. Ich sehe wie sie irgendwie mit einem Funkgerät, oder was das war, rumnestelt.
Ein paar Sekunden vergehen und schon hatte ich Begleitschutz, während der ganzen Führung.
Das war lustig.
Ich 1,92 groß, sah mal wieder aus wie ein Ami Tourist mit meinen ganzen umgehangenen Objektiven und Kameras. Mein Begleitschutz war eine ältere Dame – die konnte ja auch nichts für – halb so groß wie ich.
Das war lustig.
Sie ging zwar immer mal wieder weg, kam dann aber wieder böse blickend zurück. Die wollten mich ertappen.
Ich machte mir natürlich daraus einen Spaß. Wechselte Objektive, tat so, als ob ich gleich loslegen wollte, herrlich.
Das war lustig.

Aber nicht falsch verstehen. Ich bin für Regeln. Fotografieren Ja. Blitz Nein. Stative Nein. Führungslichter Nein. Verzögerungen der Führung durch Fotografierer Nein.

Sie sehen. Ich bin gar nicht so weit weg von Ihnen. Mir geht es nur um den Schnappschuss, der erlaubt sein müsste. Mehr nicht.

Na und in anderen deutschen Bundesländern geht das. Auch in Bundesländern, wo nicht nur die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder restaurierten Schlösser stehen, auch in Originalen ist da fotografieren erlaubt.
Sogar in ihrem eigenen Bundesland, z.B. in der Residenz Kempten geht das. Nur nicht beim Kini.
Ich bin traurig.
Na und wisst Ihr was. Ich kaufe mir dennoch Bildbände, weil ich das Thema klasse finde, und neben meinen Schnappschüssen, die meistens gar nicht so gut sind, auch gerne professionelle Bilder anschaue.
Ich möchte halt beides: Eigene Bilder und Bücher.
Aber die junge Generation, die definiert sich über Ihr Handy. Sie ist permanent on, sie will Erfahrungen mitteilen. Die wollen Daumen hoch bei Youtube oder Facebook.
Na und was ist das für die Schlösser? Kostenlose Werbung.
Natürlich sage auch ich. Fahrt nach Herrenchiemsee. Es ist auch klasse.
Aber ich kann nur von außen Bilder sprechen lassen. Das ist schade.

Zurück nach Versailles. Die Eindrücke im Schloss sind gar nicht alle zu fassen. Der Audioguide ist super gemacht. Alle Informationen, die man sich denken kann. Natürlich muss man selektieren.
Beim Rundgang bewegt man sich gefühlt durch eine Unmenge von Räumen, Privatkabinetten, Vestibülen.










Die Highlights sind natürlich der Spiegelsaal, der Friedens- und Kriegssaal. Hammer.















Von dieser Stelle aus kann man in den Garten herausschauen. Ein tolles Gesamtbild.





Kein Wunder, dass sich hier die Adligen rumdrückten, um in der Nähe des Königs zu sein. Der Saal ist auch riesig genug, so dass Ludwig ihnen ausweichen konnte, wenn er keine Lust hatte, sie kennenzulernen.
Wie sagte Mel Brooks bei jeder Gelegenheit in „Die Verrückte Geschichte der Welt“:
„Es ist toll König zu sein.“
Als Deutscher denkt man natürlich unwillkürlich an die Reichsgründung im Jahr 1871, wo in eben diesem Spiegelsaal Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser ausgerufen wurde.


(Quelle Wikipedia)

Aber auch an den Frieden von Versailles nach dem fürchterlichen I. Weltkrieg.


(Quelle Wikipedia)


Das Schlafzimmer des Königs ist ebenso interessant wie das der Königin.






Na zum Glück für die Königin waren die ziemlich weit auseinander gelegen, so dass die Dame nicht unbedingt das Treiben ihres Gemahls noch in der Nacht hören musste.
Ochsenaugensaal, Herkulessaal, Schlosskapelle und die Hofoper bilden weitere Highlights auf der Tour.











Nach stundenlanger Besichtigungstour hatten wir uns dann im Garten ausgeruht und einfach den Anblick genossen.
Hier einfach noch ein paar Impressionen aus dem Schloss. Es handelt sich nur um einen Bruchteil der Impressionen. Hauptauswahlgrund: Möglichst wenige Touristen. ;-))):

Mobiliar











Treppen und Statuen:









Gemälde:









Räume und Deckengemälde:



















Ich stellte mich natürlich noch auf die Treppe, die in die Gartenanlage herunterführt und zeigte ganz klar was hier abgeht.
Mein Schloß.
MEINS.